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Wie heiß dürfen Magnete werden?

Wie heiß ein Magnet werden darf, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
  • dem verwendeten Magnet-Material (Neodym oder Ferrit)
  • dem Temperaturtyp des Magneten
  • der Magnetform
  • der Anordnung von Magneten in einer Gruppe
Neodym-Magnete des Typs N verlieren ab 80 °C dauerhaft einen Teil ihrer Magnetisierung, Bänder und Folien ab 85 °C, Ferritmagnete erst ab 250 °C. Ein starkes Abkühlen (z. B. in flüssigem Stickstoff) schadet den Neodym-Magneten nicht. Ferrit-Magnete aber verlieren unter -40 °C einen Teil ihrer Magnetisierung, Magnetbänder und Magnetfolien bereits unter -20 °C.
Inhaltsverzeichnis

Arten von Haftkraftverlust durch Wärme / Hitze

Erhitzt man einen Magneten über dessen sogenannte „maximale Einsatztemperatur“, so verliert er einen Teil seiner Magnetisierung. Er haftet dann z. B. weniger auf einer Eisenplatte, auch nachdem er wieder abgekühlt ist. Ab einer bestimmten Temperatur, der sogenannten „Curie-Temperatur“, bleibt überhaupt keine Restmagnetisierung zurück.
Je nach Höhe der Temperatur unterscheidet man zwischen drei Arten von Verlusten:

Reversibler Verlust der Haftkraft

  • Temperaturbereich: knapp über der maximalen Einsatztemperatur
  • Der Magnet ist nur schwächer magnetisch, solange er heiß ist.
  • Kühlt er wieder ab, so erlangt er seine ursprüngliche Stärke wieder vollständig zurück.
  • Dabei ist es egal, wie oft der Magnet erhitzt und wieder abgekühlt wird.

Irreversibler Verlust der Haftkraft

  • Temperaturbereich: deutlich über der maximalen Einsatztemperatur
  • Der Magnet ist dauerhaft geschwächt, auch nachdem er wieder abgekühlt ist.
  • Mehrfaches Erhitzen auf dieselbe Temperatur verstärkt irreversible Verluste nicht.
  • Durch ein genügend starkes externes Magnetfeld kann ein irreversibel geschwächter Magnet durch erneutes Magnetisieren wieder auf seine ursprüngliche Stärke gebracht werden.

Permanenter Verlust der Haftkraft

Bei Temperaturen um die Curie-Temperatur herum beginnt sich die Struktur der Permanentmagnete dauerhaft zu verändern. Ein erneutes Magnetisieren ist danach nicht mehr möglich.

Alle zuvor beschriebenen Arten von Temperaturverlusten kommen im nachfolgenden Video vor. Der Autor unterscheidet darin zwischen „erwärmen“ (reversibel), „erhitzen“ (irreversibel) und „glühen“ (permanent). Am Schluss wird sogar ein Magnet geschmolzen. Es überrascht vermutlich kaum, dass er danach keine Magnetisierung mehr aufwies.

Dauer der Erhitzung

Die Dauer der Erhitzung hat bei irreversiblen Verlusten nur einen minimalen Einfluss auf die Stärke der Verluste. Voraussetzung: Die Temperatur im Innern des Magneten ist während der Erhitzung überall gleich. Wird ein dicker Magnet kurz stark erhitzt, kann die Außentemperatur viel höher sein als die maximale Kerntemperatur im Magneten. Dann sind die Temperaturverluste ortsabhängig – der Magnet ist also unregelmäßig magnetisiert.

Magnetform, Magnetisierungsrichtung und Anordnung

Ob irreversible Verluste bei der Erhitzung eines Magneten auftreten, hängt neben dem Temperaturtyp auch noch von den drei folgenden Faktoren ab. Die maximalen Einsatztemperaturen der Magnete sind also immer nur Richtwerte.

Magnetform

Die angegebene Maximal-Temperatur kann nur dann problemlos verwendet werden, wenn die Seitenverhältnisse des Magneten „optimal“ sind. Dafür gilt folgende Regel: ein sehr dünner resp. flacher (Flachheit = Durchmesser geteilt durch Höhe) Magnet erleidet irreversible Verluste bereits durch Temperaturen, die unter der angegebenen max. Einsatztemperatur liegen.
Beträgt das Verhältnis von Durchmesser zu Höhe hingegen weniger als 4, kann der Magnet stärker als die angegebene max. Einsatztemperatur erhitzt werden, ohne seine Magnetisierung zu verlieren.
Beispiele von tatsächlichen max. Einsatztemperaturen für freistehende Scheibenmagnete aus Neodym:
Magnet Durchmesser/Höhe (Flachheit) angegebene max. Einsatztemperatur tatsächliche max. Einsatztemperatur
S-10-01-N 10 80 °C ca. 60 °C
S-20-05-N 4 80 °C ca. 80 °C
S-06-06-N 1 80 °C ca. 140 °C

Magnetisierungsrichtung bei Ringmagneten

Bei diametral magnetisierten Ringmagneten liegt die maximale Einsatztemperatur womöglich wesentlich tiefer. Wir empfehlen vorgängige Tests, falls die Magnete erhöhten Temperaturen ausgesetzt werden sollen.

Anordnung der Magnete

Je stärker ein Magnet in einer bestimmten Anordnung einem entgegengesetzten Feld ausgesetzt ist, desto tiefer ist seine tatsächliche maximale Einsatztemperatur.
Die kleinsten Temperaturverluste gibt es bei Anordnungen, wo ein Magnet in einem Magnetkreis (in Analogie zu einem Stromkreis) magnetisch „kurzgeschlossen“ ist. Bei einem magnetischen Kurzschluss sind die beiden Pole durch ein hochpermeables, ungesättigtes ferromagnetisches Material wie z. B. Weicheisen verbunden. In dieser Kurzschlussanordnung gibt es nämlich im Magneten kein entgegengesetztes Feld. Diese Kurzschlussanordnung ist in der Praxis allerdings selten.

Einsatztemperaturen von Neodym-Magneten

Hier ein Überblick über die verschiedenen Temperaturtypen bei Neodym-Magneten (übernommen von der Seite Physikalische Magnet-Daten).
Temperaturtyp Max. Einsatztemperatur Curie-Temperatur
N 80 °C * 310 °C
M 100 °C 340 °C
H 120 °C 340 °C
SH 150 °C 340 °C
UH 180 °C 350 °C
EH 200 °C 350 °C
AH 230 °C 350 °C
* Die maximalen Einsatztemperaturen in dieser Tabelle sind nur Richtwerte. Magnete mit der Magnetisierung N52 haben eine max. Einsatztemperatur von 65 °C.
Für Anwendungen mit Neodym-Magneten bei höheren Temperaturen als 80°C haben wir einige spezielle Magnet-Typen mit höheren Einsatztemperaturen im Angebot:

Einsatztemperaturen von Ferrit-Magneten

Für höhere Temperaturen eignen sich Ferrit-Magnete deutlich besser. Hier ein Überblick über unsere Ferrit-Magnete (übernommen von der Seite Physikalische Magnet-Daten).
Temperaturtyp Max. Einsatztemperatur Curie-Temperatur
Y35 250 °C 450 °C


Einsatztemperaturen von Magnetbändern und Magnetfolien

Temperaturen von unter -20° C und über 85° C beschädigen die Struktur von Magnetbändern und Magnetfolien. Die Produkte verlieren dadurch permanent einen Teil ihrer Haftkraft. Setzen Sie sie daher nicht an Orten ein, an denen hohe oder besonders niedrige Temperaturen herrschen.

Können Magnete durch Eintauchen in flüssigen Stickstoff beschädigt werden?

Neodym-Magnete werden durch Eintauchen in flüssigen Stickstoff, der eine Temperatur von -196 °C (77 K) hat, nicht beschädigt. Sie können daher bedenkenlos für Supraleiter-Experimente verwendet werden. Berücksichtigen Sie bitte Folgendes: Die Haftkraft eines Magneten erhöht sich beim Herunterkühlen zuerst leicht. Ab Temperaturen unter -125 °C nimmt die Haftkraft dann stetig ab. Bei -196 °C sind noch etwa 85–90 % der Haftkraft vorhanden. Wird der Neodym-Magnet wieder auf Raumtemperatur gebracht, normalisiert sich die ursprüngliche Haftkraft wieder.
Ferrit-Magnete verlieren bei Temperaturen unter -40 °C dauerhaft einen Teil ihrer Magnetisierung. Sie sollten sie daher nicht stark abkühlen.
Magnetbänder und Magnetfolien verlieren bei Temperaturen unter -20 °C dauerhaft einen Teil ihrer Magnetisierung. Sie sollten sie daher nicht stark abkühlen.


Weitere Informationen zu Magneten

In unserem FAQ-Bereich finden Sie viele weitere Informationen zu Magneten, darunter beispielsweise: